Dienstag, 6. Dezember 2016

Michal Kosinski - ein Beispiel für die Gefahren von «Big Data»

Passend zum Thema der nächsten Vorlesung sind wir auf einen sehr interessanten Artikel gestossen, den wir euch nicht vorenthalten möchten.


Es geht dabei um Michal Kosinski, den führenden Experten für Psychometrik. Er hat einen Weg gefunden, sich «Big Data» zu nutzen zu machen - und wurde dabei prompt kopiert. Doch erst mal der Reihe nach...

Als Student der Cambridge University entwickelte Kosinski zusammen mit einem Kollegen eine App ins, damals noch viel kleinere, Facebook. Das Ziel: Anhand einer handvoll psychologischer Fragen aus dem Ocean-Fragebogen ein Persönlichkeitsprofil erstellen.
Doch durch den enormen Wachstumsschub von Facebook blieb es nicht lange bei dem überschaubaren Datensatz - innert kurzer Zeit verfügten die beiden über den grössten jemals erhobenen psychologischen Datensatz!

Wem jetzt schon fast Angst und Bange wird, sollte vielleicht mit dem lesen aufhören, denn das war erst der Anfang ;-)

In den nächsten Jahren wurde das Verfahren weiterentwickelt und bereits 2012 erbrachte der Psychologe einen Nachweis, der für uns «normalsterblichen» Facebooknutzer kaum zu glauben ist:
"Das Modell kann anhand von zehn Facebooks-Likes eine Person besser einschätzen als ein durchschnittlicher Arbeitskollege. 70 Likes reichen, um die Menschenkenntnis eines Freundes zu überbieten, 150 um die der Eltern, mit 300 Likes kann die Maschine das Verhalten einer Person eindeutiger vorhersagen als deren Partner." - Wer uns nicht glaubt, sollte den Artikel unbedingt selbst lesen!

Mittlerweile ist Kosinski's Modell so weit, dass Menschen allein anhand des Portraitfotos oder der Anzahl Social Media-Kontakten den Ocean-Kriterien zugeordnet werden können. Und an diesem Punkt begann sich der Entwickler selbst Sorgen zu machen: Was passiert, wenn jemand sein Modell missbraucht?

Wie sich zeigt, ist seine Sorge ganz und gar nicht unbegründet: Denn in Jahr 2014 erhält er eine Anfrage eines Unternehmens, welches die Facebook-Profile von 10 Millionen (!!) US-Nutzern analysieren will. Kosinski bricht den Kontakt zwar sofort ab, doch wie sich später herausstellt, wurde das Modell trotzdem kopiert und von da an im ganz grossen Stil für politische Zwecke eingesetzt - darunter auch Brexit und die Digitalkampagne von Donald Trump.

Alexander Nix, der Chef von Cambridge Analytica, spricht in einem Vortrag sehr freimütig über «seine» Methode - und dieser ist sogar auf Youtube frei abrufbar:


Das Manager Magazin betitelt Nix in einem Artikel sogar als «Präsidentenmacher» - und wie unser Basisartikel zeigt, könnte dies sogar stimmen!

Inwieweit die bereits im Marketing weit verbreiteten Techniken tatsächlich Wahlentscheidungen beeinflussen können, ist bislang nicht wissenschaftlich erwiesen, dennoch wirft dieses Beispiel unserer Meinung nach eine Frage auf:

Wie gefährlich ist «Big Data» wirklich?
 
Wir hoffen nun, durch die Vorlesung vom Freitag weitere Informationen darüber in Erfahrung zu bringen. In diesem Sinne - stay tuned :)

Jasmin & Martina

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